Dienstalk

Mitdenken. Mitreden. Mitgestalten.

Vom Besserwissen und Bessermachen in Zeiten der Wirtschaftskrise.

Modell Zukunft Steiermark-Diskussion zum Thema Wirtschaft am 29. April 2009 im Grazer Kunsthaus.

„Wie kommen wir heraus aus der Krise?“ war die zentrale Frage der gemeinsamen Diskussionsveranstaltung des Modell:Zukunft:Steiermark und der Denkfabrik Österreich im Grazer Kunsthaus, mit der sich Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann, ÖVP-Klubobmann Christopher Drexler, der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Bernd Marin und Karl-Heinz Snobe, Landesgeschäftsführer des AMS, auseinandersetzten.

Perspektiven geben statt Neid zu schüren!

Modell:Zukunft:Steiermark-Initiator Landeshauptmann-Stv. Hermann Schützenhöfer betonte in seiner Einleitung die zentrale Rolle der Politik bei der Bewältigung der Krise. „Unsere Aufgabe ist es, entschlossen zu handeln und vor allem verlässlich zu bleiben! Was die Menschen jetzt brauchen sind Perspektiven und kein Gegeneinanderausspielen von Berufsgruppen. Der Mittelstand ist genug belastet worden“, erteilte Schützenhöfer diversen populistischen Forderungen nach neuen Steuern eine klare Absage.

Diese Ansicht teilte auch Wirtschaftswissenschaftler Bernd Marin. „Die aktuelle Diskussion über eine Steuerreform nützt niemandem. Es ist der falschest denkbare Zeitpunkt, jetzt so eine Diskussion zu führen. Viel wichtiger ist, dass die Menschen gerade jetzt Geld ausgeben, um unsere Wirtschaft anzukurbeln, über eine Reform unseres Steuersystems können wir dann diskutieren, wenn die Krise überwunden ist, aber sicher nicht jetzt.“

Die Krise als Chance nutzen?

Kann die aktuelle Krise auch eine Chance sein? Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann setzt neben kurzfristigen Maßnahmen – allen voran die Sicherung der Liquidität steirischer Unternehmen, um jetzt Investitionen möglich zu machen – auch auf mittel- bis langfristige Strategien. „Wir haben bereits vor Jahren damit begonnen, die Stärkefelder der Steiermark am Wirtschaftssektor auszubauen. So gibt es heute neben dem bekannten Automobilcluster sechs weitere Stärkefelder in den Bereichen Holzwirtschaft, Werkstoffe, Humantechnologie, Nahrungsmittelindustrie, Umwelttechnologie und Kreativwirtschaft. Die Innovationen der zahlreichen steirischen Unternehmen auf diesen Gebieten sind der Schlüssel, um die Erfolgsstory des Wirtschaftsstandortes Steiermark fortzuschreiben.“ Für ÖVP-Klubobmann Christopher Drexler bietet die Krise auch eine Chance für die Politik, die lange diskutierte Verwaltungsreform endlich umzusetzen. „Ein schlankerer Staat und eine bessere Gesetzgebung bieten nicht nur Einsparungspotentiale, sie erleichtern auch Verfahren in der Verwaltung und beschleunigen damit neue Investitionen.“

Vertrauen auf Sozialpartner.

„Die Wirtschaftskrise hat die Steiermark mit voller Wucht getroffen“, präsentierte Karl-Heinz Snobe ernüchternde Arbeitsmarktdaten für die Steiermark. „42.800 Menschen in der Steiermark sind heute ohne Beschäftigung. Gerade nach der ausgezeichneten Entwicklung des steirischen Arbeitsmarktes der letzten Jahre trifft uns dieser Anstieg der Arbeitslosigkeit um 27% sehr hart.“ Vertrauen setzt Snobe in die Partnerschaft von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, die in der Praxis gut funktioniere. „Wir müssen auf den Konsens der Sozialpartner vertrauen. Die Lösungen, die derzeit zwischen Arbeitsgebern und Arbeitnehmern zur Krisenbewältigung entwickelt werden, verhindern derzeit eine schlimmere Entwicklung für den Arbeitsmarkt.“ Als Beispiel dafür nannte Snobe die Kurzarbeit in vielen steirischen Betrieben. „Arbeitslosigkeit ist teuer. Es gibt Berechnungen, die besagen, dass Kurzarbeit um bis zu 2/3 weniger kostet als Arbeitslosigkeit. Solche Lösungen können aber nur erreicht werden, wenn Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam daran arbeiten.“

Die Lage ist also durchaus ernst, doch die Steiermark wird einen Weg aus der Krise finden. Darin waren sich alle Diskutanten des Abends einig.