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Macht. Journalismus. Demokratie. Krank?

DiensTalk vom 28. Oktober 2008:

Über Macht und Mediendemokratie.

„Sind die Medien die 4. Macht im Staat?“, gab LGF Bernhard Rinner das Thema einer Diskussion in der best besuchten Landesparteizentrale am Grazer Karmeliterplatz vor. Am Podium hatten sich Steirerkrone-Chefredakteur Christoph Biró, Michael Frank, Österreich-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung, Peter Plaikner, Kommunikations- und Medienberater und Eva Weissenberger von der Kleinen Zeitung eingefunden.

Politik betreiben oder beschreiben.

Einig waren sich alle vier Diskutanten darüber, dass Medien zwar einflussreich sind, jedoch nicht als 4. Macht im Staat gesehen werden oder agieren dürfen. „Sich als 4. Macht zu sehen, wäre eine Fehleinschätzung der eigenen Aufgabe.“, beschrieb Michael Frank seine Auffassung von der Rolle der Medien in der Demokratie. „Journalismus soll Politik beschreiben, und nicht Politik betreiben. Als Journalisten versorgen wir unsere Leserinnen und Leser mit Informationen, aufgrund derer sie sich selbst ihre Meinung bilden können. Daher ist die Vielfalt der Information wichtig.“

„Natürlich verleiht die Glaubwürdigkeit, die wir bei unseren Lesern genießen, auch Einfluss. Es ist deshalb wichtig, diese Macht nicht zu missbrauchen, indem man als Medium oder Journalist selbst Politik betreibt.“, zeigte Eva Weissenberger von der Kleinen Zeitung die Grenze zwischen Journalismus und Politik auf.

Sollen Zeitungen offen politische Parteien unterstützen?

Einen differenzierten Standpunkt vertrat Christoph Biró von der Kronenzeitung. „Wir haben im Zuge des Nationalratswahlkampfes offen einen Kandidaten unterstützt und schämen uns nicht dafür. In der EU-Frage hat Krone-Herausgeber Hans Dichand als erster erkannt, wie EU-kritisch die Österreicherinnen und Österreicher sind. Genau darauf hat die Krone reagiert. Wir berichten eben darüber, was unsere Leser interessiert und schreiben nicht gegen unsere Leser!“

Dass man eine Diskussion über die Macht der Medien in Österreich nicht an der Krone festmachen dürfe bestätigte auch der Medienberater Peter Plaikner. „Im anglo-amerikanischen Raum ist es durchaus üblich, dass Medien eine Partei oder einen Kandidaten offen unterstützen. Auch ein Medium wie das Wochenmagazin Profil verstärkt bestehende Meinungen durch ihre Berichterstattung. Unterschied ist nur, dass das Profil aufgrund seiner geringen Auflage nur in einer bestimmten Zielgruppe einflussreich ist und die Kronenzeitung eben über viel mehr Leser verfügt.“

Nicht vergessen dürfe man jedoch die Macht der Leser, wie Eva Weissenberger betonte. „Abo-Abbestellung ist das schlimmste, was einer Zeitung passieren kann. Unterschätzen Sie also niemals die Macht, die Sie als Konsument einer Zeitung ausüben können.“