Pensionsdilemma: 67 Jahre sind nicht genug!
DiensTalk vom 30. Oktober 2012
„Alle 25 Jahre ist es notwendig, das gesetzliche Pensionsalter um fünf Jahre anzuheben“, klärte Pensionsexperte Prof. Bernd Marin die anwesenden Gäste beim aktuellen DiensTalk auf. Bis zum Jahr 2050 werde daher eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters auf 70 Jahre notwendig sein. Da bis dahin aber auch die Lebenserwartung entsprechend steigen wird, werden die Menschen auch im Jahr 2050 durchschnittlich 25 Jahre ihre Pension genießen können. „Mehr wird sich nicht ausgehen. Aber vergessen wir nicht: 25 Jahre Pension hätten sich unsere Eltern und Großeltern niemals träumen lassen!“
Hermann Schützenhöfer habe mit seiner Forderung mit einer schrittweisen Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters vollkommen Recht gehabt, bestätigte Marin. „Schützenhöfer war einfach ehrlich genug, den jungen Menschen offen die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.“
Eine Forderung mit der Horst Schachner, Landesvorsitzender des ÖGB Steiermark, wenig anfangen kann. Eine Anhebung des Pensionsalters sei nicht notwendig. „Was wir brauchen ist Vollbeschäftigung. Dann werden die Menschen auch länger arbeiten und wir können uns das Pensionssystem problemlos leisten“, ist der Gewerkschaftsvertreter überzeugt. Das Problem sei nicht, dass das gesetzliche Pensionsalter zu niedrig sei, sondern dass viele Menschen gezwungen seien, bereits vorher in Pension zu gehen, weil sie aus dem Arbeitsmarkt gedrängt werden. „Uns fehlen altersgerechte Arbeitsplätze“, betonte Schachner.
„Unternehmen werden in Zukunft mehr denn je froh sein, wenn sie ältere Arbeitnehmer haben“, betonte Burkhard Neuper, Landesvorsitzender der Jungen Wirtschaft Steiermark und selbst Unternehmer. Dies habe auch damit zu tun, dass aufgrund der demografischen Entwicklung die Zahl junger Arbeitnehmer zurückgeht. Ein Problem sieht Neuper aber in den hohen Lohnnebenkosten für ältere Arbeitnehmer. Hier wünscht sich der Unternehmervertreter eine Bezuschussung durch die Öffentliche Hand. Allgemein erhebt die Junge Wirtschaft die Forderung, dass auch die Generation der Jungen mit am Verhandlungstisch sitzen müsse, wenn es um die Entwicklung des Pensionssystems geht. “Es ist inakzeptabel, dass unsere Generation zwar eifrig Beiträge einzahlen soll, bei Verhandlungen über Pensionserhöhungen oder Reformen des Pensionssystems aber dann nur Pensionistenvertreter am Tisch sitzen”, begründet Neuper seine Forderung, die auch im Publikum auf breite Unterstützung stieß.
Für eine sachliche Debatte abseits der Tagespolitik sprach sich Buchautor Michael Hörl aus. “Mit dem Thema Pensionen wird seit Jahrzehnten Politik gemacht. Immerhin handelt es sich bei den Pensionisten um die größte geschlossene Wählergruppe. Wenn wir aber etwas verändern wollen, muss das abseits der Partei- und Tagespolitik geschehen. Vielmehr sind sachliche Parameter für ein Pensionssystem zu definieren, die dann umgesetzt werden müssen”, forderte Hörl.
Einig waren sich alle Diskutanten darüber, dass es im derzeitigen System Ungerechtigkeiten und Unterschiede gebe, die beseitigt werden müssen. Denn je nachdem, wo man beschäftigt und versichert sei, fallen auch die Zuschüsse der Öffentlichen Hand zur Pension unterschiedlich hoch aus. In zahlreichen Bereichen gebe es auch Zusatzpensionen und Privilegien, die von der Allgemeinheit finanziert werden, jedoch keinesfalls gerechtfertigt sind, wie Bernd Marin bestätigte. “Die Beseitigung dieser Unterschiede alleine wird das Pensionssystem zwar nicht absichern, ein Beitrag zu mehr Gerechtigkeit ist es aber allemal.”