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Patient Gesundheitswesen

Können wir uns Gesundheit überhaupt noch leisten?

(DiensTalk vom 20. April 2010)

„Heute fassen wir ein sehr heikles Thema an, das viele Menschen interessiert“, fand sich LGF Mag. Bernhard Rinner beim DiensTalk in der Parteizentrale am Grazer Karmeliterplatz durch den großen Publikumszustrom in seiner Einschätzung bestätigt. „Ist Gesundheit noch für alle leistbar?

Unter der Moderation von Mag. Peter Bermann diskutierten am Podium Univ.-Prof. DDr. Johannes Huber, Abteilungsleiter an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde, AKH Wien, Kurt Langbein, Filmemacher, Wissenschaftsjournalist und TV-Produzent, und Primarius Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Tscheliessnigg, Vorstand an der Universitätsklinik für Chirurgie, LKH Graz.

Letztgenannter stellte außer Zweifel, dass das Gesundheitssystem seiner Ansicht nach „sicher zu teuer“ sei. „In der Steiermark leisten wir uns 22 Spitäler; da muss konzentriert werden.“ Verbessern müssten wir uns aber nicht nur bei den Spitalskosten, sondern in allen Bereichen der Medizin.“

Für Professor Huber spielte bei Einsparungsplänen auch der „psychologische Hintergrund“ eine Rolle. „Nach der Diagnose stellt sich die Frage: Soll der Patient aufgenommen oder nach Hause geschickt werden? In keinem Fall darf ein etwaiges Risiko übersehen werden.“. Aber die Devise laute: „Da muss gespart werden und dort. Die Gebietskrankenkasse stellt sich bei der Politik an und bittet und bettelt, um nicht in Konkurs zu gehen.“ Im Gesundheitsbereich sollte aber auch jeder einzelne Verantwortung übernehmen. „Es kommt vor, dass einer am Mittwoch eine Bypass-Operation hat und am Freitag raucht er schon wieder.“ Würde man das Rauchen generell verbieten, brächte das schon eine Kostenersparnis von 30%.

Langbein wies darauf hin, dass sich Österreich doppelt so viele Spitalsbetten leiste wie der internationale Schnitt. „Wir kommen nicht umhin, Strukturen zu ändern und müssen gleichzeitig schauen, wo wir die Qualität verbessern können. Wir haben ein massives Qualifizierungsproblem bei der Fortbildung der Mediziner. Selbstbeschau ist angebracht.“ Der Patient sollte andererseits seine Verantwortung bei der Finanzierung wahrnehmen. „Man kann sich kaum vorstellen, welch enormes Geld uns die Haltungsschäden der Menschen kosten.“ Früherkennungsmaßnahmen wären von sozialem Wert.

Primarius Tscheliessnigg brach eine Lanze für die Ärzteschaft: „Unterschätzen wir nicht, dass die moderne Medizin es geschafft hat, die Menschen älter werden zu lassen.“