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Findet Graz Stadt?

Modell.Zukunft.Steiermark-Diskussion zum Thema Stadtentwicklung im Grazer Kunsthaus.

(8.November 2007)

Nach den Themen Pflege, Bildung und Wirtschaft widmete sich das Diskussionsforum im Rahmen des MODELL:ZUKUNFT:STEIERMARK der Stadtentwicklung. Anlass dafür sei die bevorstehende Grazer Gemeinderatswahl, eröffnete Gastgeber Landesgeschäftsführer Bernhard Rinner den Abend. Als Referenten fanden sich im Grazer Kunsthaus Projektentwickler Mag. Bertrand Conrad-Eybesfeld, Architekt Dipl.-Ing. Dr. Wolfdieter Dreibholz, Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Hans Gangoly von der TUG, CIMA Österreich-Geschäftsführer Mag. Roland Murauer, Kulturmanager Daniel Wiener (Geschäfsführer Ecos) und die Soziologin Univ.Ass. Dipl.-Ing. Gesa Withöft von der Technischen Universität Wien ein. Es moderierte Dr. Klaus Edlinger.
„Gehört die Zukunft Städten mit unter 500.000 Einwohnern?“, gab Edlinger ein Thema vor. Städte hätten sich zunehmend mit „soziologischen Polarisierungen“ auseinander zu setzen, sprach Witthöft die Kluft zwischen Arm und Reich und die Überalterung als Konfliktfelder an. „Graz hat eine sehr hohe Lebensqualität. Es gibt aber Personen, die sich in Graz ganz sicher nicht wohl fühlen.“ Die „im internationalen Kontext „sehr, sehr kleine Stadt Graz“ könne im Wettbewerb mit anderen durch das Wechselspiel Stadt-Land punkten“, hinterfragte Conrad-Eybesfeld das im Publik anonym durchgeführte „Ranking“ der Hauptattraktionen von Graz, das Altstadt und Schlossberg an die Spitze setzte. „Historische Objekte so zu erhalten, dass sie dynamisch bleiben, ist sehr schwierig. Es besteht die Gefahr, dass diese wunderschöne Stadt nur mehr für Touristen und Einkaufsfahrten attraktiv ist.“ Dreibholz merkte kritisch an: „Graz findet keine Aufmerksamkeit in kulturellen Gazetten.“ Er sehe als Architekt keine Anreize mehr, dass das Thema Architektur aufgegriffen werde. „Sie ist nicht mehr gegenwärtig. Sehr wohl nimmt man aber wahr, dass man den Fachhochschullehrgang Design aus der Stadt verlegen will“, spielte er auf die Pläne von SP-Bildungslandesrätin Vollath an.
Graz nehme eine interessante Position in den stark boomenden Nachbarländern ein und sollte sich vor allem wirtschaftspolitisch positionieren, regte Murauer an, im Zusammenwirken von Politik und Verwaltung das Umland mit einzubeziehen. „Schon jetzt ist die Lebensqualität im Gegensatz zu vielen anderen Städten im deutschsprachigen Raum sehr groß.“
Der älteren Generation gelte es in der Stadtentwicklung mehr Augenmerk zu widmen, mahnt Gangoly ein. „Je älter man wird, desto intensiver nimmt man eine Stadt wahr.“
Der Schweizer Wiener lobte die Dialogkultur in Graz: „Das sehen wir heute abend und die müssen wir pflegen. Man sollte in Graz mehr für die Schönheit tun. Schönheit ist für eine Stadt sehr wichtig.“ Conrad-Eybesfeld wandte ein: „Schön ist keine Garantie für Qualität. Das Problem alles Zeitgenössischen ist, dass es nicht schön ist.“
Mit einer „banalen“ Feststellung meldete sich der für die Stadtentwicklung zuständige VP-Stadtrat Dr. Gerhard Rüsch zu Wort: „Die Leute fühlen sich wohl, wenn sie Lebenschancen haben.“
Auf die abschließende Frage aus dem Publikum, was Graz zu einer Weltstadt fehle, antwortete Wiener trocken: „Etwa zehn Millionen Einwohner.“