Dienstalk

Mitdenken. Mitreden. Mitgestalten.

Da steh ich nun ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor?

(DiensTalk vom 16. März 2010)

Für Antworten zur Lage der Bildungspolitik in Österreich standen die Bundesministerin für Wissenschaft und Forschung Univ.Prof. Dr. Beatrix Karl, der Rektor der Karl-Franzens-Universität Univ.Prof. Dr. Alfred Gutschelhofer und der bekannte Schriftsteller, Kolumnist, freie Publizist und Vortragende Helmut A. Gansterer zur Verfügung. Durch den Abend führte Dr. Gisela Hopfmüller.

Die seit kurzem im Amt befindliche Wissenschaftsministerin Beatrix Karl plädiert dafür, dass wir ein qualitativ hochwertiges Bildungssystem zur Verfügung stellen müssen und dafür bereits in der LehrerInnenausbildung ansetzen müssen. „Wir haben sehr viele, sehr motivierte Lehrerinnen und Lehrer“ führt Karl aus. „Sie werden allerdings ins kalte Wasser geworfen, mit der Realität werden sie erst in der Schule konfrontiert.“ Die Volksschullehrerinnen und -lehrer nehmen eine zentrale Funktion im Bildungssystem ein, dem man auch in der Ausbildung gerecht werden muss. Ein entsprechendes Dienstrecht könnte auch für mehr Motivation sorgen.

Des Weiteren erläutert Ministerin Karl u.a. ihre Idee des Ausbaus des Modell „Studienchecker“: Dabei soll den Schülerinnen und Schülern geholfen werden, herauszufinden, was ihre Eignungen und Neigungen sind. „Zusätzlich möchte ich die MaturantInnenberatung durch die ÖH stärker ausdehnen. Die jungen Menschen sollen bei der Studienwahlentscheidung begleitet werden. Aber in Wirklichkeit sollte das schon in der Schule begonnen werden. Wichtig für die jungen Menschen ist, herauszufinden, wo die Begabungen liegen.“

Auch der Rektor der Karl-Franzens-Universität, Alfred Gutschelhofer, setzt seine Überlegungen vor dem Eintritt in die Hochschule an: „Wenn wir Bildung besser entwickeln wollen, müssen wir uns zentrale Fragen stellen: Schaffen wir es, dass wir in den Oberstufen der Schulen den jungen Menschen die Möglichkeit geben, in kürzeren Abständen eine Bildungsentscheidung zu treffen? Schaffen wir es, bei der Matura einen Standard an die hohen Schulen zu bringen? Schaffen wir den Übergang ins Bologna-System ungeachtet irgendwelcher Standesdünkel?“ Gutschelhofer fordert, über zwei bis drei Legislaturperioden hinweg eine Investition in das Hochschulsystem. „Wir müssen aber aufhören, politisches Kleingeld zu schlagen. Das System ist mit zu wenig Weitblick ausgestattet.“

Pointiert bringt es Helmut A. Gansterer auf den Punkt „Unsere Diskussion ist für den Hugo, weil alle Studenten, die heute an den Hochschulen sind, verloren gegeben werden müssen, weil sie auf sich allein gestellt sind. Alle Gespräche über die Hochschule sind sinnlos, wenn wir nicht über die Basis gesprochen haben. Unsere Kindergärten sind im Arsch. Man darf es nicht netter sagen, alles andere ist sinnlos und kommt nicht an. Unsere Volksschulen sind unsere große Chance, wenn wir uns schwören, dass wir es von heute an besser machen. In der Volksschule sollte zweierlei gelehrt werden: die Freude am Kreativen und der Sinn für Wettbewerb. Beides lässt sich wunderbar miteinander verbinden. Wenn man es nicht an der Wurzel schafft, dann schafft man es nie. Die Volksschullehrerinnen und -lehrer sind die wichtigsten Pädagogen auf der Welt, weil sie den Lehm in die Hand bekommen, der formbar ist. Ich habe es immer schon für schlecht gefunden, dass die Hochschullehrer mehr Geld verdienen als die Volksschullehrer.“