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Sturm und GAK: Ist die Grazer Fußballwelt wieder reif für zwei Profiklubs?

Wenn es ein Thema gibt, das in dieser Stadt wie kein anderes polarisiert, dann ist es wohl die Rivalität zwischen dem SK Sturm und dem GAK. Fußball begeistert die Menschen in Graz – und teilt sie in zwei Lager: in ein schwarzes und ein rotes. Von den heiß umkämpften Grazer Derbys reden die Fußballfans heute noch sehr gerne – allerdings gibt es das Stadtduell in der Bundesliga schon seit zwölf Jahren nicht mehr. Heuer hat sich der GAK nach seinem Neuanfang 2013 in die 2. Division, die zweithöchste Fußballliga Österreichs, zurückgekämpft und rückt somit der unumstrittenen Nummer 1, dem SK Sturm, näher und näher.

Kurz vor der Sommerpause wollte die Steirische Volkspartei mit dem „DiensTalk“ noch einmal polarisieren – mit dem Thema „Ist die Grazer Fußballwelt wieder reif für zwei Profiklubs?“ ist dies auf jeden Fall gelungen. Die gestrige Veranstaltung zählt zu den bestbesuchten Diskussionsrunden in der Geschichte dieses beliebten Formates. Viele interessierte Fußballfans lauschten unter der Moderation von Michael Fleischhacker den Aussagen der Klubvertreter. Für den SK Sturm stiegen Mag.Thomas Tebbich (Geschäftsführer Wirtschaft) und Martin Ehrenreich (Spieler und Marketing-Mitarbeiter) „in den Ring“, der GAK hatte Mag. Matthias Dielacher (Klubmanager) und Ex-Kapitän Gerald Säumel entsandt.

Martin Ehrenreich, Thomas Tebbich, Michael Fleischhacker, Matthias Dielacher, Gerald Säumel © STVP/Foto Fischer

Dielacher: „Sport und Wirtschaft gleich wichtig!“

Für den GAK gilt es sich nach der Rückkehr in den Profisport erst einmal zu stabilisieren. „Wir sind von einem richtigen Profibetrieb noch ein Stück weit weg. Wir sind dabei, die nötigen Strukturen aufzubauen, was in der zweiten Liga zum Glück in langsamen Schritten möglich ist. Es ist das Sportliche und das Wirtschaftliche unter einen Hut zu bringen und beides einfach gleich wichtig“, so Matthias Dielacher. Ähnlich sieht es der ehemalige Kapitän des GAK Gerald Säumel. „Wir sind gut beraten, dass wir uns einmal in der Liga stabilisieren und ich denke nicht, dass ein sofortiger Aufstieg wirklich sinnvoll wäre. Der GAK kann stolz sein mit dem Weg, den er bislang gegangen ist.

 

Tebbich: „Wirtschaftlich wäre es kein Problem, aber…!“

Der SK Sturm beobachtet den Weg des Stadtrivalen ganz genau. Thomas Tebbich meint: „Der Fokus liegt auf Sturm Graz selbst, was mich als Außenstehender betrifft, denke ich, dass es für den GAK rein von der Lizenzierung her schon eine große Herausforderung ist. Einfach vom Semi-Profi-Betrieb zum wirklich professionellen Betrieb ist es ein riesen Sprung.“ Außerdem sagt der Geschäftsführer-Wirtschaft: „Wirtschaftlich wären zwei Vereine in der Bundesliga weniger ein Problem für Graz, eher sehe ich ein Problem darin, dass es infrastrukturell ganz schwer werden würde.“

 

Ein neues Stadion in Weinzödl?

Viele Fragen der Gäste an die Diskutanten kamen bezüglich Stadionneubau. Dielacher meinte dazu: „Schön wäre es schon, wenn beide Klubs ein eigenes Stadion hätten. Emotional gesehen wäre es natürlich ideal. Nur man muss bedenken, was ein solches Projekt, eigentlich zwei Projekte, kosten würde. Wenn man ein perfektes Stadion bauen würde, dann bräuchte man am Standort Weinzödl ca. 25 Mio. Euro.“

Wird die Merkur-Arena wie von vielen Fans gewünscht zum Stadion des SK Sturm? „Wir sind im ständigen Austausch mit der Stadtregierung, um eine passende Lösung nicht nur für den SK Sturm zu finden, sondern auch für den GAK und die Stadt selbst. Das Thema zu lösen wird aber noch dauern.“

 

Kreativität bei der Sponsorensuche

Für beide Vereine wird es in Zukunft sicher nicht einfacher, ausreichend finanzielle Mittel zu lukrieren. Ein entscheidender Faktor dabei ist die Sponsorensuche. Tebbich sagte dazu „Wir hatten in den letzten Jahren zwischen 16 und 18 Millionen Euro Budget. Davon sind 5,6 bis 5,8 Millionen Euro von Sponsoren. Die Stadt Graz selbst wäre wohl zu klein, um zwei Bundesliga-Klubs zu unterstützen. Aber zum Glück gibt es auch darüber hinaus Firmen und Menschen, die uns unterstützen. Es muss im Endeffekt einfach die Strategie des Sponsors und des Vereins zusammenpassen.“

Dielacher sieht die Konkurrenz des SK Sturm bei der Suche nach Sponsoren nicht unbedingt als Problem: „Wir müssen uns mit Sturm jetzt sicher nicht um Sponsoren streiten, zum Beispiel wer jetzt den größten Hendlbauern als Sponsor an Land zieht, wie es in kleinen Gemeinden oft der Fall ist, aber man muss schon kreativ sein, um die nötigen Finanzen aufstellen zu können.“