Dienstalk

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Öko-Fundis versus Neue Heuschrecken

(DiensTalk vom 9. März 2010)

Beim jüngsten DiensTalk am Grazer Karmeliterplatz nahmen am Podium LAbg. Bgm. Ernst Gödl (ÖVP-Sprecher für Umwelt und Energie in der Steiermark), Dr. Heinz Kopetz (Vorsitzender des Österreichischen Biomasse-Verbandes), LAbg. MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Klubobfrau der Grünen Niederösterreich) und Karl Rose (Chefstratege der Royal Dutch Shell International) Platz, um über den Klimawandel zu diskutieren. Es moderierte Eva Weissenberger.

Madeleine Petrovic äußerte ihre Sorge über die Verschlechterung der Umweltstandards: „Ich glaube, wir haben zumindest in den letzten Jahren in Österreich echte Rückschritte gemacht. Vor dem Beitritt zur Europäischen Union war die Sorge groß, unsere Umweltstandards könnten sich verschlechtern. Jetzt merke ich, dass wir immer öfter auf EU-Recht greifen und dass wir die Hindernisse in Österreich selbst vorfinden“. Petrovic hält fest, dass die Konsumenten eben ihre Lebensbedürfnisse befriedigen wollen und sich dahingehend natürlich auch beraten lassen. Leider ist es heute so, dass sich „umweltbewusste Leute in den Parteien nicht durchsetzen, zum Beispiel im Verkehrswesen, „die, die planen, können sich gar nicht mehr vorstellen, in der Eisenbahn oder in einem öffentlichen Verkehrsmittel zu sitzen“.

Neben ökologischen Perspektiven gelte es in unserer Politik auch, soziale und ökonomische Komponenten zu berücksichtigen, führte Ernst Gödl aus und erläutert, dass man den Bürgerinnen und Bürgern einen „breiten Energiemix ohne Schwankungen zu leistbaren Konditionen bieten“ müsse. Wichtig seien ihm dabei folgende drei „E“; „Wo kann man Energie einsparen, wie steht es mit der Effizienz – man denke zum Beispiel an den Wohnbau – und wie sieht es mit der Erzeugung aus?“

Einen Widerspruch zwischen politischen Vorgaben und Handlungen konstatierte Heinz Kopetz. „Der Anstieg der Treibhausgase ist vor ungefähr 100 Jahren nur sehr langsam vor sich gegangen, in den letzten 20 bis 20 Jahren beschleunigt er sich enorm. Wenn wir jahrelang nur diskutieren, dann wird die Erderwärmung ein Selbstläufer werden.“ Dass er für den Ausbau der Biomasse warb, überraschte nicht. „Wir brauchen Anreize für die Umstellung auf Erneuerbare Energie; man muss ja zunächst eine große kapitale Hürde überspringen.“ Aber wenn wir eben weniger CO2 emittieren wollen, dann müssen wir weniger Kohle und Gas einsetzen. Was wir aber machen ist, dass noch mehr Kohle- und Gastkraftwerke gebaut werden, kritisiert Kopetz.

Das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Gesellschaft sei enorm wichtig, konstatiert Karl Rose. „Wir produzieren nicht Dinge, die die Menschen nicht wollen.“ Was es aber zu bedenken gilt, ist, dass „der Mensch als Konsument anders entscheidet als der Mensch als Bürger.“ Rose kritisiert das schwierige Verhältnis mit der Politik: „Wechselt die Regierung, sind plötzlich alle Subventionen gestrichen. Wenn man solche Erlebnisse als Konzern hat – und da geht es nicht um kleine Projekte – kriegt man ein gewisses Zögern und man sagt, man investiere nur dann, wenn die politischen Rahmenbedingungen auch stimmen.“

Petrovic schlug vor, den Konsumentinnen und Konsumenten Lösungen für Energieeffizienz und Wärmedämmung anzubieten. „Wir können viel mehr tun als bisher geschieht. Insbesondere im Verkehr brauchen wir Planungen, die für die Bevölkerung nachvollziehbar sind.“