Krisenfest. Wirtschaften.
(DiensTalk vom 24. November 2009)
Beim letzten DiensTalk dieser Saison ergründeten Wirtschaftslandesrat Dr. Christian Buchmann, Dr. Susanne Riess-Passer, Generaldirektorin der österreichischen Sparkasse Wüstenrot AG und Nationalratsabgeordneter Dr. Alexander Van der Bellen die Ursachen der Wirtschaftskrise.
„Darüber gibt es viele Theorien: Wie tief ist das Tief?“ Riess-Passer sah den Anstieg der Immobilienpreise in den USA als Auslöser. „Einen Kredit aufzunehmen schien ökonomisch rational; keiner wollte Kritik hören oder nachrechnen.“ Sie zog die Schlussfolgerung, dass es eine grenzübergreifende Regelung geben müsse. „Eine nationale Regelung kann nicht genügen.“
Das eigentliche Problem liege in der Unsicherheit, „dass alles immer schneller geht“, befand Van der Bellen. „Eine Mischung aus Gier und Betrug war rückblickend für den Ausbruch der Krise verantwortlich. Es wurden Hypothekargeschäfte abgeschlossen ohne Rücksicht darauf, ob der Schuldner in drei Monaten noch zahlen kann. Das ging eine Zeit lang gut, weil die Hypotheken weiter verkauft werden konnten. Jetzt stellt sich die Frage, wie wir aus der Verschuldung herauskommen. Laut einer Studie wird noch dazu prognostiziert, dass der Ölpreis schon 2012 auf 200 US-Dollar pro Barrel steigen könnte.“ Chancen der Wirtschaftskrise zu entkommen habe es gegeben. „Aber Österreich hat die Chancen verschlafen, statt sie wahr zu nehmen.“
Dabei sei die Krise im vollen Ausmaß noch gar nicht angekommen, sprach Buchmann von einer „paradoxen Situation. Die steirischen Unternehmen, die die Wirtschaft getragen haben, sind voll von der Krise betroffen. Sie erzielen eine Wertschöpfung von 34 Milliarden Euro, die Hälfte davon im Export. Weil die Absatzmärkte auslassen, müssen jetzt Mitarbeiter abgebaut werden. Die Frage ist: In welchen Staaten gibt es Entwicklungschancen? Immerhin haben sich die kleinen und mittleren Unternehmen als sehr krisenresistent erwiesen. Unternehmertum kann etwas sehr Schönes sein.“