Dienstalk

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Mit leerem Kopf nickt es sich leichter – Wozu noch Bildung?

(DiensTalk vom 3. November 2009)

„Mit dem Thema Bildung haben wir ins Schwarze getroffen.“ Der große Publikumsandrang beim DiensTalk in der VP-Landeszentrale am Grazer Karmeliterplatz gab LGF Mag. Bernhard Rinner Recht. Unter der Moderation von Dr. Gisela Hopfmüller nahmen Univ.-Prof. Paul Liessmann (Universität Wien, Philosophie), Univ.-Prof. Dr. Manfred Prisching (Universität Graz, Soziologie) und die Studentenvertreterin Katharina Hahn Platz.

„Verstehen wir unter Bildung den Menschen als Geisteswesen oder lebensbezogene Leistungsoptimierung?“, stellte Rinner einleitend fest, dass Wissenschaft und Forschung in Österreich keinen hohen Stellenwert hätten.

Der Grazer Soziologieprofessor Manfred Prisching begrüßte die derzeitigen Studentenproteste für bessere Studienbedingungen, „wenn sie nicht ausufern“. Man habe die Universitäten lange ignoriert und sich nur auf den Arbeitsmarkt konzentriert. „Wissenschaft und Forschung kommen kaum mehr vor. Wissenschaft kann man aber nicht durch Nachahmung erwerben, man muss sie sich selber erarbeiten“

Man sollte nicht nur an die eigene Karriere denken und „stromlinienförmige Ausbildungsschienen“ befahren, mahnte Liessmann ein. „Der Mensch ist ein Wesen, das sich bilden muss; er lebt mit Perfektionsfähigkeit.“

Kritische Töne schlug die Studentenvertreterin Katharina Hahn an: „Umbenennungen von Titeln wie Bachelor ändern nichts; wir wollen ein höheres Ausbildungsniveau. Derzeit haben wir mehr oder weniger eine Grundausbildung mit Blickrichtung auf den Arbeitsmarkt. Wirtschaftliche Belange stehen im Vordergrund. Aber man muss interdisziplinär denken.“

Begabungsvielfalt sei zwar vorhanden, aber „wir haben nicht zu viele Studierende, sondern zu wenige Betreuer.“, war sich Liessmann des Applauses der studentischen Zuhörer sicher. Gerade in Zeiten eines nicht zu prognostizierenden Arbeitsmarktes sei vielfältige Ausbildung gefordert.

Hahn sprach erneut die Studentenproteste an: „Wir wollen unsere Kompetenzen erweitern können. Wir wollen mehr leisten und mehr können. Deshalb sollte man unseren Forderungen entgegen kommen.“