Leoben gegen Linz – ein aussichtsloses Match?
(DiensTalk vom 27. Oktober 2009)
Heiße Eisen packt der DiensTalk der Steirischen Volkspartei an: Diesmal direkt am Brennpunkt „Montan-Uni Leoben“. Moderator Peter Bermann stellte im Auftrag des Veranstalters die provokante Frage „Leoben gegen Linz– Ein aussichtsloses Match?“
Nicht nur Wissenschaftslandesrätin Edlinger-Ploder vertrat die Ansicht, dass ein Sieg gegen Linz möglich ist, aber noch viele weitere Matches folgen werden. Nicht nur gegen Linz, sondern auch gegen den Rest der Welt.
Das Podium an der Montan-Uni Leoben war interessant besetzt, wenngleich nicht gegensätzlich. Vertreter von Linz kniffen ebenso, wie SPÖ-Vertreter. Gleich zu beginn trat Wissenschaftslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder gegen eine vereinzelt auftretende Standorthysterie auf: „Mehr Selbstbewusstsein für Leoben ist angebracht und gerechtfertigt. Neid ist auch eine Form der Anerkennung“, mahnte sie.
Hausherr Rektor Wegscheider ließ auf Nachfrage die Historie eines unschönen Matches zwischen der MUL und der Kepler Universität Linz Revue passieren. In Anspielung auf den Aderlass durch den Weggang des Kunststoffexperten Reinhold Lang meinte Wegscheider, dass früher Wechsel viel häufiger gewesen seien: „Sprossen und Wachsen ist natürlich, die Begleitmusik allerdings war störend.“
Der Hochschülerschaftsvorsitzende Peter Pulm sprach es als erster an: Das Match gegen Linz um die Kunststofftechnik ist nicht aussichtslos, aber wir werden uns anstrengen müssen!“ Seiner Meinung nach werde die Uni-Autonomie dafür benutzt, Gleiches (und Erfolgversprechendes) an mehreren Standorten anzubieten. „Wenn wir an allen Standorten alles Anbieten, versinken wir in der Mittelmäßigkeit“, so Pulm.
In der Diskussion ist klar herausgekommen, dass das Wissenschaftsministerium sich immer fair verhalten hat, Linz aber offenbar nicht gewillt war, sich an die Vereinbarungen zu halten. Das dürfte sogar dem Minister aufgefallen sein, meint etwa Rektor Wegscheider.
Kernpunkt der auch ohne Gegenredner intensiven Diskussion war das Credo aller Diskutanten auf Podium und im Zuhörerraum: Doppelgeleisigkeiten müssen vermieden werden. Qualität und Profilierung hat absoluten Vorrang. Es geht darum, sich aufzustellen, eine 8-Millionen-Republik kann es sich nicht leisten, überall alles anzubieten (Pulm).
„Auch in Zukunft werden Studierende und Unternehmen Qualität suchen. Leoben hat einen Qualitätsvorsprung, den es nicht zu verspielen gilt“, konstatiert Edlinger-Ploder.
Niemand bestritt, dass das Match Leoben-Linz auch wahltaktische Hintergründe haben könnte und dass mediale Kampagnen gefahren wurden. Man war sich aber schlussendlich einig, dass es Aufgabe der Politik (in Wien), als Hauptfinanzier sei, Doppelgeleisigkeiten nicht zuzulassen und stattdessen Profilierung zu ermöglichen.
In eine andere Relation rückte der Industrielle Tessmar-Pfohl die Diskussion: „Die Zielsetzung für Leoben wird sein, dass wir uns nicht nur mit Linz und in Österreich ,matchen´, sondern dass wir am Weltmarkt bestehen. Obwohl Leoben eine erstklassige Montan-Uni sei, müsse man den Horizont weiterziehen, um ein europäischer oder „World-Wide-Player“ zu sein.
Zufrieden sein konnte Gastgeber, ÖVP Landesgeschäftsführer Bernhard Rinner. Selten zuvor gab es eine so hochstehende und interessante Diskussion im Rahmen des DiensTalk mit derart großer Beteiligung an Zuhörern und Medienvertretern.